Likolit Linoleumwerk Kohlmühle GmbH
Endlich wieder ein Fotoausflug! Diesmal führte uns unser Weg nach Kohlmühle. Die Anreise war abenteuerlich über eine einspurige, schmale, kurvige Straße mit Gegenverkehr. Am Ende der Straße erscheint die atemberaubende Ruine der Likolit Linoleumwerk Kohlmühle GmbH.



Kohlmühle ist der kleinste Ortsteil von Hohnstein in der Sächsischen Schweiz und befindet sich im Sebnitztal. Besonders auffällig ist das große Backsteingebäude des Linoleumwerkes Kohlmühle, das unter Denkmalschutz steht. Ursprünglich wurde die Fabrik 1901/1902 zur Herstellung von Papier und Pappe errichtet. Im Jahr 1906 übernahm die Eduard Keffel AG Tannenbergsthal das Werk und legte den Fokus auf Kunstleder- und Wachstucherzeugnisse. Ab 1921 wurde Tisch- und Drucklinoleum produziert, 1931 kam es zur Übernahme einer weiteren Lederpappenfabrik in Planitz. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein Teil der Produktion auf Kriegsbedarf für die Junkerswerke Dessau umgestellt. Zwischen 1945 und 1946 ließ die sowjetische Militäradministration Maschinen und Anlagen demontieren.





















Mit der Gründung der volkseigenen Betriebe in der ehemaligen DDR wurde das Werk 1948 verstaatlicht, modernisiert und erweitert. Ab 1952 trug es den Namen VEB Linoleumwerk Kohlmühle. In den späten 1960er Jahren wurden überwiegend Technologien aus Westdeutschland eingeführt. Damals gehörte das Unternehmen zu den fortschrittlichsten Herstellern von Fußbodenbelägen und verfügte über hohe Sicherheitsstandards. Im Jahr 1967 startete die Produktion von PVC-Fußbodenbelägen.






Nach der Wende wurde das Unternehmen in Likolit Linoleumwerk Kohlmühle GmbH umbenannt. Am 25. November 2013 eröffnete das Amtsgericht ein Insolvenzverfahren gegen die Firma. Im März 2014 wurde der Betrieb eingestellt. Die Insolvenz führte am 31. Mai 2016 zur Versteigerung und anschließend zum Verkauf der Firma. Aufgrund zahlreicher Schäden und Kontaminationen zweifeln die neuen Eigentümer jedoch an einer raschen und umfassenden Sanierung. Momentan wird am Standort der Ausbau der „Kulturfabrik Kohlmühle“ vorangetrieben. Eine Besichtigung des beeindruckenden Gebäudes ist über die Kulturfabrik Kohlmühle nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.


Im Mai 2015 kam es zu einer Verunreinigung des Flusses Sebnitz infolge eines Unfalls. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gelangten etwa fünf Kubikmeter Dioctylphthalat in das Gewässer. Diese organisch-chemische Verbindung ist neutral, wasserunlöslich, ölig, farblos bis schwach gelb und gilt als gering wassergefährdend. Industriell wird Dioctylphthalat als Weichmacher eingesetzt und stellt einen Produktionsrückstand aus der Herstellung von PVC-Belag dar. Am 20. September 2015 wurde zudem ein Gefahrguteinsatz der Freiwilligen Feuerwehr bei Likolit in Kohlmühle durchgeführt, wobei drei leere Behälter mit radioaktivem Warnsymbol geborgen werden mussten. In der Vergangenheit wurde bei Likolit radioaktives Material für Prüf- und Messzwecke verwendet.









































































































































































































































































































































