Görlitz Lost Place Tour 2025
Ein Besuch in Görlitz, einer Stadt mit vielen verlassenen Juwelen unmittelbar an der polnischen Grenze. Görlitz war einst eine reiche Stadt an der alten Handelsstraße mit dem Waid- und Tuchhandel. Mehrere 1.000 Baudenkmäler wurden zwischenzeitlich saniert. Viele Firmen, Hotels, Handelshäuser, Kaufhäuser und Fabriken liegen aus Kostengründen immer noch im Dornröschenschlaf.
Der Verein goerlitz21 e. V. bietet hier Lost-Place-Touren, Fahrradtouren und Stadtführungen an. Der Verein fördert nachhaltige Stadtentwicklung in Görlitz durch Bildung, Dialog und Engagement.
Dieses Jahr stand das Freisebad auf unserer Liste.
Das Freisebad ist eine ehemalige Badeanstalt in der Görlitzer Innenstadt.
Im Jahr 1887 gründete der Magdeburger Sanitätsrat Dr. Walther Freise die Kaltwasser-Heilanstalt an der Promenade, heute bekannt als Dr.-Kahlbaum-Allee. Sie war eine von drei Badeanstalten in der Stadt.

Diese befand sich gegenüber dem Tivoli und in der Nähe der Kahlbaum’schen Nervenheilanstalt, welche später zur II. medizinischen Klinik wurde. Die Klinik wird derzeit entkernt und soll einer neuen Nutzung zugeführt werden.
Freise leitete die Heilbadeanstalt bis 1905, musste sie jedoch wegen finanzieller Verluste an einen Verein abgeben. Dieser betrieb das Bad bis 1919 weiter, konnte aber trotz städtischer Zuschüsse keinen Gewinn erzielen. Die Stadt übernahm schließlich 1920 den Betrieb.



In der Heilanstalt von Freise wurden eine Vielzahl von therapeutischen Anwendungen angeboten, darunter Wannen-, Dampf- und Heißluftbäder sowie Sole-, Fichtennadel-, Kräuter- und Moorbäder. Ergänzt wurde dieses Angebot durch elektrische Licht- und Kohlensäurebäder. Den Besuchern stand von Anfang an auch ein Schwimmbecken zur Verfügung, das sowohl für Nichtschwimmer als auch für Schwimmer geeignet war.









Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Freisebad weiterbetrieben. Zuletzt umfasste es ein Dampfbad, eine Sauna, Duschen, Wannenbäder, ein Solarium und ein Schwimmbecken. 1996 beschloss die Stadtverwaltung die Schließung des Freisebads.
Im Jahr 2009 ließ die Stadt den Großschornstein auf der Rückseite sichern und führte eine provisorische Erneuerung des Dachs sowie der Dachentwässerung durch. Nach Angaben der Stadt ist jedoch eine vollständige Erneuerung des Dachs erforderlich und das Bad bedarf einer grundlegenden Sanierung, hierzu fehlen jedoch die finanziellen Mittel.
Es gab Pläne, das Bad und die ehemalige II. medizinische Klinik als Kompetenzzentrum für die Betreuung von Demenzpatienten (Kahlbaum-Projekt) zu reaktivieren und das Bad auch den Bürgern wieder zugänglich zu machen.
Die Pläne wurden jedoch auf Eis gelegt; das Bad liegt weiterhin im Dornröschenschlaf…












Im Anschluss besuchten wir noch die benachbarte II. medizinische Klinik.





Die Klinik wurde 1855 von Dr. Hermann Andreas Reimer als erste Epilepsieklinik Deutschlands gegründet und entwickelte sich unter der Leitung von Dr. Karl Ludwig Kahlbaum zu einer der bekanntesten psychiatrischen Einrichtungen des 19. Jahrhunderts.
Das Areal hat eine bewegte Geschichte. Während der NS-Zeit wurden 1943 die Kahlbaum-Patienten in die Anstalt Großschweidnitz verlegt, wo viele unter schlechten Bedingungen starben. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gelände zunächst als Lungenheilstätte. 1956 zog die II. Medizinische Klinik des Bezirkskrankenhauses Görlitz auf das Gelände. Seit 2004 steht es leer.


Das DZA wird das historische Areal wiederherstellen und zukünftig an dessen historische Bedeutung erinnern.
Zum Abschluss unserer Tour haben wir uns noch ein Wohn- und Geschäftshaus mit Fabrikanlage im Hinterhof angeschaut.
















