Porzellanfabrik Annaburg
Am 05.04. machten wir uns auf dem Weg nach Annaburg. Go2Know hatte eine neue Porzellanfabrik im Programm. Ich liebe verlassene Industrie und war sehr gespannt. Als wir dort ankamen, waren wir von der Größe des Areals überwältigt. Große markante Backsteingebäude und mehrere teils mehrstöckige Hallen sowie eine Kantine standen auf dem Gelände. Eine wirklich weitläufige Location mit wenig bis kaum Vandalismus, viel Inventar und noch mehr Gießformen. Man wundert sich, dass so etwas einfach zurückgelassen wird. Der Traum für jeden Fotografen.
































Das Areal wurde von einer Firma aus dem Solarbereich erworben. Die Dächer sind bereits mit Solarpanelen bestückt. Das Gelände ist eingezäunt und wird videoüberwacht. Der Eigentümer hat auch direkt auf dem Gelände ein aktives Bürogebäude. Die Vision des aktuellen Eigentümers ist ein Areal, auf dem man wohnen, verweilen, aber auch arbeiten kann. Es bleibt spannend, ob diese Vision irgendwann real werden wird. Bis dahin vergehen jedoch bestimmt noch einige Jahre.









Ein paar Infos zur Porzellanfabrik:
Die Anfänge der Annaburg Porzellan GmbH reichen bis in das Jahr 1874 zurück, als in den Jahren 1874–1876 in den ersten Rundöfen Küchengarnituren hergestellt wurden.
Im Jahr 1883 übernahm Adolph Heckmann die Steingut-Manufaktur und gründete die Annaburger Steingutfabrik. Das Unternehmen erhielt dabei größtenteils sein heutiges Erscheinungsbild. Am 1. Juli 1895 verkaufte Adolph Heckmann das Werk.
Während der Wirtschaftskrise von 1899 bis 1901 ging der Absatz stark zurück, die Löhne wurden gekürzt und die Produktion wurde auf zwei Küchengarnituren, eine Waschgarnitur sowie Milchtöpfe und Teller umgestellt. Bis zum Jahr 1906 wuchs die Belegschaft auf rund 600 Mitarbeiter an. Ein Brand im selben Jahr zerstörte das Werk teilweise. Im Jahr 1909 erhielt das Werk seinen ersten Tunnelofen und war künftig in der Lage, qualitativ hochwertiges Steingut zu produzieren.
Vor und während des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen als Aktiengesellschaft weitergeführt. Die Produktion in den Kriegsjahren wurde durch den Einsatz von Kriegsgefangenen aufrechterhalten. Der Suizid von Hans Untucht am 9. Juli 1945 markierte das Ende der Annaburger Steingut AG.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Werk aus dem Kombinatsverband Kahla und dem Vereinigten Porzellanwerk Colditz herausgelöst und als eigenständiger Betrieb „Annaburg Porzellan GmbH“ weitergeführt. Im Juli 1992 erfolgte die Privatisierung, womit der Fortbestand des Traditionsunternehmens gesichert wurde.
Seit Dezember 2010 war die Marke Cordoflam ein eingetragenes Markenzeichen der Annaburg Porzellan GmbH. Bis 2015 war die Annaburg Porzellan GmbH der einzige Geschirrporzellanproduzent in Sachsen-Anhalt. Im Mai 2015 stellte das Unternehmen beim zuständigen Insolvenzgericht in Dessau-Roßlau einen Insolvenzantrag. Ende Juli 2015 wurde der Betrieb eingestellt.
Seitdem liegt diese traditionsreiche Fabrik im Dornröschenschlaf…

































