Urbex Tschechien

Am Karfreitag ging es schon fast traditionell zum Fotografieren. Diesmal führte uns unsere Tour in das benachbarte Tschechien.

Das Zinnbergwerk Sauersack  befindet sich auf einer Höhe von 900 Metern über dem Meeresspiegel im westlichen Erzgebirge an der Verbindungsstraße zwischen Kraslice (Graslitz) und Nové Hamry (Neuhammer). Der Ort gehört zum Bezirk Sokolov in der Region Karlsbad.

Die Gründung von Sauersack geht auf den Bergbau zurück. Über den Beginn des Bergbaus in der Gemeinde ist jedoch nichts bekannt, da dieser von in Frübuß ansässigen Gewerken betrieben wurde. Ein Bergwerk ist erstmals 1492 urkundlich belegt. Eine weitere Erwähnung eines Bergwerks stammt aus dem Jahr 1556 mit der Verleihung der Gottes-Zinnzeche in der Schusterpeint. Im Jahr 1654 bestand das Dorf Sauersack aus elf Häusern, von denen jedoch nur neun bewohnt waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Sauersack zum besatzungslosen Gebiet. Von Juli 1945 bis Mai 1946 wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben. Nach der Vertreibung wurden nahezu alle Gebäude des Dorfes abgerissen. Nur das ehemalige Postgebäude blieb erhalten und dient heute als Wochenendhaus.

Nach dem Krieg übernahm der tschechische Staat die „Grube Sauersack“. Wegen geringer Zinngehalte und hoher Wasserhaltungskosten wurde der Bergbau jedoch nicht wieder aufgenommen. Das Zinnbergwerk wurde von 1946 bis 1947 ausgeschlachtet und aufgegeben. Die Anlagen wurden nach Tuchlovice bei Prag verbracht.

Die restlichen Gebäude wurden der Natur überlassen und die Tiefbauten wurden geflutet. Vom ehemaligen Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sind aufgrund der Holzbauweise lediglich die Grundmauern und vereinzelte Schornsteine erhalten geblieben. Erhalten geblieben sind hingegen die massive mehrstöckige Stahlbetonkonstruktion der Aufbereitungsanlage, die Mauerreste des „Schacht I“, das Becken des Schlammverdichters sowie eine Konstruktion, die vermutlich als Lager diente.

Heute ist es ein Lost Place und bei Urbexern als Zinnwäsche Sauersack bekannt. Eine Reise kurz hinter die ostdeutsche Grenze lohnt sich.

Auf dem Rückweg besuchten wir noch eine kleine Kirche, die verlassen am Rand eines kleinen Ortes liegt. Die Kirche weist keine Anzeichen von Vandalismus auf, sondern nur Spuren natürlichen Verfalls. Ein atemberaubender Zufallsfund. Weshalb ich hier gänzlich auf Ortsangaben verzichte.